Turmurkunde von 1978

Text der Turmurkunde vom 3. Mai 1978:

 

Blatt I

lm Jahre 1978 vom 10. April bis 3. Mai wurde die Kirchturmspitze Emtmannsberg über der Laterne neu gedeckt (Firma Max Kolb, Bayreuth mit den Dachdeckern Rudolf Dressendörfer, Adolf Rümpelein, Werner Kraft und dem Lehrling Harry Kolb). Helmstange mit Knopf und Wetterfahne wurden abgenommen, von der Firma Kupfer-Böhner, Bayreuth, neu geschaffen, vergoldet und am 3. Mai wieder aufgesetzt. 3 Urkunden aus den Jahren 1880, 1905 und 1926 wurden einer Flasche entnommen, abgelichtet und dieser neuen Urkunde wieder beigefügt. Die Kosten für die Erneuerung und Vergoldung betragen 2 600 DM, davon 1000,- DM zu Lasten des Staates, 1600,- DM zu Lasten der Kirchengemeinde.

Die Kirchengemeinde zählt z. Zt. 770 Seelen. Pfarrer ist seit 1946 Johannes Wilfert, geb. 17. 6. 1912 in Hof, der wegen des derzeitigen Pfarrermangels seit November 1970 auch die bis auf weiteres unbesetzte Pfarrstelle Neunkirchen am Main (Neunkirchen mit Glotzdorf und Stockau mit 6 Häusern von Lessau) mit versieht. Dem Kirchenvorstand gehören an: Gottfried Freiberger, Emtmannsberg, Hans Dannreuther, Schamelsberg, Hans Bezold, Lehen, Alfred Herrmannsdörfer, Troschenreuth, Günther Zimmermann, Unterölschnitz und Hans Bezold, Oberölschnitz. Kirchenpfleger ist Hans Kraft, Emtmannsberg, Organist Oberlehrer Haußner Bayreuth, meistens vertreten durch die Pfarrfrau Gerda Wilfert. Den Kirchnerdienst versieht das Gärtnerehepaar Karl und Anita Bauernfeind, Emtmannsberg, 36 und 22 Jahre alt, letztere seit ihrem 14. Lebensjahr. Dekan ist Gottfried Naether, Oberkirchenrat im Kirchenkreis Bayreuth Johannes Meister, Landesbischof Dr. Johannes Hanselmann.

Wir leben weiter in einer Zeit des Umbruches und fortschreitender technischer Entwicklungen. Durch die erst richtig in Gang kommende technische Automation kann die Arbeitslosigkeit, z. Zt. in der Bundesrepublik 1 Million, bedrohliche Formen annehmen. Umgekehrt kann durch die Erschöpfung der Erdölvorkommen in der Welt unsere ganze Technik zum Erliegen kommen falls nicht andere Energiequellen, vor allem das Uran, in großem Umfang und gefahrlos nutzbar gemacht werden können. Durch die Spannungen zwischen Kapitalismus und Sozialismus kommunistischer Prägung und die Kluft zwischen den reichen Industrienationen und den armen unterentwickelten Völkern ist auch ein 3. Weltkrieg denkbar schreckliche Möglichkeit. Wir befehlen uns und die kommende Generation der Gnade Gottes, die uns befähigen soll, das für die Bewältigung des modernen Lebens Nötige zu erkennen und auch zu wagen in seinem Namen.

 

 

Michael Bauer Evang. Luth. Kirchengemeinde
1. Bürgermeister Emtmannsberg
  Johannes Wilfert, Pfarrer
  Gottfried Freiberger
Hellmut Albrecht Hans Bezold, Lehen
Direktor des Landbauamtes Alfred Herrmannsdörfer
Bayreuth Günther Zimmermann
  Hans Bezold, Oberölschnitz
  Hans Kraft
  Hans Dannreuther

 


 

Blatt II

Bürgermeister sind Alfred Gilka-Bötzow, Emtmannsberg, Andreas Schwenk, Troschenreuth, und Michael Bauer, Unterölschnitz. Ab 1. Mai ist Michael Bauer, Unterölschnitz, Bürgermeister für die zu einer größeren Gemeinde Emtmannsberg zusammengefügten Ortschaften Emtmannsberg, Schamelsberg, Troschenreuth, Wiedent, Hauendorf, Birk, Unterölschnitz und Oberölschnitz. Gemeinderäte sind dann Hermann Benker, Alfred Gilka-Bötzow, Roland Kraft und Josef Schreiner, Emtmannsberg, Heinz Morawe, Hauendorf, Dieter Heckel und Hans Gebhardt, Unter- bzw. Oberölschnitz, und Hans Reiß, Birk.

Konfirmiert burden 1978 Dieter Dressendörfer, Hermine Hein und Heidi Kraft, Emtmannsberg, Dorothea Heckel und Hermann Meßmer, Unterölschnitz. Konfirmanden für 1979 sind Sabine Dressendörfer und Petra Lutz, Emtmannsberg, Wolfgang Hoffmann und Helga Kilchert, Schamelsberg, Gisela Stadler, Schlehenberg, Karl Wesp, Bodenmühle, Norbert Strobel, Troschenreuth, Horst Kolb und Inge Rauh, Lehen, und Angela Bauer, Unterölschnitz.

Außerdem sind hier im Unterricht Rainer Bachmann, Lessau, und Silvia Müller Neunkirchen, die aber in Neunkirchen konfirmiert werden sollen.

Während der Amtszeit von Pfarrer Wilfert wurden durchgeführt: Die Anlage des neuen Friedhofes mit Kriegerdenkmal, Friedhofsbrunnen, Friedhofskreuz und Leichenhalle; die Ergänzung des Geläutes von einer aus der Kriegsbeschlagnahme zurückgekehrten großen Glocke auf ein Vierergeläut (Glockengießerei Rincker in Sinn). Die Anschaffung einer neuen Turmuhr (Dittmar, Bayreuth) mit automatischer Läutanlage unter Erhaltung des historischen Zifferblattes - zweikreisig - von 1703. Die Gesamtinstandsetzung der Kirche mit neuer Orgel (Orgelbau Walcker, Murrhardt); die Schaffung eines Kirchenparkplatzes nach Abbruch der Pfarrscheune; der Umbau der alten Schule für Gemeinderäume und eine Kirchnerwohnung; die Gesamtinstandsetzung des Pfarrhauses 1976/77 mit 2/3 Baupflicht des Staates (zuständige Referenten des Landbauamtes Herr Friedrich Schmidt und Walter Maisel; Baugeschäft K. H. Kolb, Muthmannsreuth).

In Neunkirchen Instandsetzung der historischen Rundmauer (1681); Vorarbeiten und Planungen für Friedhofserweiterungen in Neunkirchen und Stockau; in Neunkirchen Erwerb eines an Pfarrhof und Friedhof angrenzenden Grundstückes   für evtl. Neubau eines Pfarrhauses mit Gemeindezentrum.

Die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse sind durch den verlorenen 2. Weltkrieg 1939 bis 1945 (68 Gefallene, darunter der seit 1934 amtierende Pfarrer Walter Seiler) total verändert. Deutschland ist in zwei Staaten geteilt; Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit der Hauptstadt Bonn und West- Berlin, zugehörig der Europäischen Gemeinschaft (EG) und militärisch geschützt durch das westliche Verteidigungsbündnis NATO mit der Führungsmacht Vereinigte Staaten von Amerika (USA), und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) mit der Hauptstadt Ost-Berlin, zugehörig zum Warschauer Pakt und kontrolliert von der russischen Sowjet-Union (UdSSR). Zwischen beiden Staaten ist von der DDR durch einen militärisch gesicherten Grenzzaun und in Berlin durch eine ebenso gesicherte Mauer eine absolute Trennung erzwungen worden. Kontakte gibt es nur im Rahmen schwierig formulierter Verträge die die Zufahrtsstraßen von der Bundesrepublik nach West-Berlin und seine wirtschaftliche Sicherung, und einen wirtschaftlichen Austausch zwischen den beiden Staaten garantieren sollen. Die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands gehört zu den politischen Programmpunkten der Bundesrepublik. Die Deutsche Demokratische Republik lehnt sie auf Dauer ab.

Die Bundesrepublik hat in den 30 Jahren seit 1948 einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung erreicht und ist unter den freien Staaten nach den USA die größte Wirtschaftsmacht der Welt.

 


 

Blatt III

Die Technisierung hat die Methoden der Landwirtschaft verändert. Der Bestand der landwirtschaftlichen Betriebe ist zurückgegangen. Diese haben aber von Traktor bis Mähdrescher, Melkanlagen u. a. so viele technische Erleichterungen, daß Knechte und Mägde nicht mehr benötigt wurden. Bei kleineren Landwirtschaften geht meist der Mann auf Arbeit in Bayreuth. ln Emtmannsberg selbst sind die meisten Bewohner, zum Teil Mann und Frau und herangewachsene Kinder, Arbeiter oder Angestellte in Bayreuth. Mit wenigen Ausnahmen besitzen alle Haushaltungen Personenkraftwagen, manche sogar zwei. Der Verdienst aller Arbeitenden und die Renten (in der Regel ab 65. Lebensjahr) sind gut.

Auch die Landwirte sind in die Rentenversorgung eingeschlossen. Die wirtschaftliche Blüte hat zu Modernisierung der Anwesen, zu Neubauten, zum Ausbau des Straßennetzes, zur Errichtung von örtlichen Wasserleitungen, Kanalisation und zu einer geregelten Müllabfuhr geführt. Um die Modernisierung in den einzelnen Ortschaften haben sich besonders verdient gemacht: in Emtmannsberg die verstorbenen Bürgermeister Konrad Benker und Konrad Kraft in Schamelsberg der verstorbene Bürgermeister Georg Dannreuther, in Lehen der verstorbene Bürgermeister Peter Rauh, in Hauendorf der Bürgermeister Andreas Schwenk, in Unterölschnitz der Bürgermeister Michael Bauer, in Oberölschnitz der verstorbene Bürgermeister Fritz Engelbrecht.

Die Schulen sind aus den seitherigen Schulorten weit über die Kirchengemeinde hinaus vereinigt worden zu einer großen Zentralschule in Weidenberg. Viele Kinder besuchen auch weiterführende Schulen in Bayreuth. An Behörden gibt es in Emtmannsberg nur noch das Pfarramt Emtmannsberg und eine staatliche Forstdienststelle, im neuen Ortsteil das Pfarramt Birk. In Emtmannsberg gibt es nur noch eine Wirtschaft, die Schloßgaststätte (Brauerei Schinner, Bayreuth) mit wechselnden Pächtern: außerhalb die Ausflugswirtschaft Schlehenberg, in Lehen die Wirtschaft Rauh (Vereinslokal der Landjugend) und die Wirtschaft Keller, in Troschenreuth die Wirtschaft Holl und in Unterölschnitz die Wirtschaft Werner. An Vereinen sind zu nennen. Der Raiffeisenverein Emtmannsberg mit Lagerhaus und Raiffeisenkasse in Troschenreuth (Umsatz 28 Millionen DM, Rechner Adam Holl in der 3. Generation!). Ein Sportverein, ein Gesangverein, ein Schützenverein, ein Veteranenverein; im neuen Ortsteil Birk ebenfalls ein Raiffeisenverein, ein Gesangverein und ein Veteranenverein.

An Geschäften befindet sich in Emtmannsberg ein Lebensmittelladen der Firma Becker, Laineck, ein Zweigbetrieb der Firma Glück-Rollo, Konnersreuth (Adam Raab), eine Schreinerei (Hans Potzel), ein Baggerbetrieb (Hans Schwenk in Hauendorf das Baugeschäft Heinz Morawe, in Lehen die Obstkelterei Hans Rauh und der Baggerbetrieb Karlheinz Kolb.

Mit Bayreuth ist die Gemeinde Emtmannsberg verbunden durch eine Omnibuslinie der Firma Pinzer, Bayreuth.

Andachten-Podcast "Kurz&Gut"