Nachklang zur feierlichen Verabschiedung von Pfarrerin Beate Wihowski am 30. Juni 2013

Der Abschiedsgottesdienst von Pfarrerin Beate Wihowski am Sonntag, den 30. Juni 2013

Ein Nachklang von Barbara Lucas-Leugering

Die renovierte Bartholomäuskirche in Emtmannsberg vermochte kaum die vielen aufzunehmen, die, jung wie alt, von nah und fern, Mitglieder der drei verbundenen Kirchengemeinden wie Anderskonfessionelle, Amtsträger des öffentlichen Lebens wie Weggenossen auch in schwierigen Zeiten, es sich nicht nehmen lassen wollten, "dabei zu sein"! Erwartungsvoll und festlich gestimmt waren alle hergekommen, um ein Zeichen zu setzen: der Verbundenheit, der Wertschätzung, der Dankbarkeit für das segensreiche Wirken "ihrer" Pfarrerin, die nicht nur geographisch im Zentrum der kleinen Gemeinde Emtmannsberg über mehr als zwei Jahrzehnte zu Hause war und weitherzig die Türen öffnete, wann immer es geboten schien.

Auch die Pfarrerin selbst nahm Abschied von dieser ihrer Pfarrei, von Emtmannsberg, Neunkirchen, Stockau und dem vertrauten dörfischen Leben, das sie nun zugunsten ihres neuen Wirkungskreises in Bischofsgrün verlassen wird, mit etwas Wehmut nach dem Ölschnitztal, aber zugleich voller Kraft und Tatendrang für das Neue - eine Schatzkiste voller Erfahrungen im Gepäck!

Da auf allen Seiten ein Zeichen gesetzt werden sollte, konnte dieser Abschiedsgottesdienst - seit Wochen mit größter Genauigkeit geplant - zu etwas werden, das sich, auch bei größter Sorgfalt nicht vorausplanen lässt, sondern sich im Augenblick ereignet und eigentlich ein Geschenk ist: es wurde eine Feier, eine bewegende Dankesfeier!

 

Eröffnet durch das festliche Spiel der Posaunen, gefolgt von der musikalisch-dramaturgischen Darbietung des Kindergartens Emtmannsberg, der die Pfarrerin mit dem Lebensnotwendigsten auf anrührende Weise bedenkt, so mit einem Regenbogen, Luftballon,  einer weißen Wolke und einer Schokoladentorte mit Liebeserklärung, folgt das heitere Volkslied „Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit, an deines Gottes Gaben", das den Weg bereitet für die religiöse Einführung durch den gut vertrauten Psalm 23 von David: „ Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser." Die religiöse Versicherung im Gottvertrauen, von den Kindern des Kindergottesdienstes in dem Lied „Er ist immer und überall“ gestisch inszeniert, setzt sich fort in der von der Pfarrerin gewählten biblischen Geschichte von der Verheißung des Abraham und seinem Aufbruch in das neue gelobte Land; gefolgt von der eindrucksvollen musikalischen Darbietung von „Spuren im Sand"- ein Text, der den Zweifel an der göttlichen Fürsorge zum Thema macht und sogleich zerstreut: „Wo du nur eine Spur siehst, da hab ich dich getragen."

 

Dann hält die Pfarrerin, den Gläubigen schon vertraut als außergewöhnliche Verkünderin der Frohen Botschaft, die sie zur "Frohbotschaft" machen möchte, ihre vorläufig letzte Predigt in der Bartholomäuskirche. Es ist ein sehr durchdachter "Streifzug" durch verschiedene Bibelwelten, die alle in dem einen zentralen Anliegen münden: der Liebe, der Gottes- wie der Nächstenliebe, die den, der sich von ihr hat ergreifen lassen, zu einem „Sonnenaufgangsmenschen" macht, der etwas von der Erhabenheit verkörpert, die das Naturereignis vor Augen führt, wenn, so die Pfarrerin, „über dem Horizont die Nacht dem Tage weicht."

Diese Theologie des Lichts, der Verheißung, dass das Dunkle, der Schatten nicht das Letzte bleiben muss, für Zachäus so wenig wie für die Ehebrecherin, von dieser Hoffnung mitbetroffen kann man sich kaum der Tränen erwehren, die die wunderbare Vertonung von "Amazing Grace" auslöst, ein Lied, in dem die Erlösungsbedürftigkeit und Aussöhnungsbereitschaft der ersten afrikanischen Sklaven erfahrbar wird. Eine Solidarität im Menschlichen spürt man hier über die Kontinente und Zeiten hinweg, das Dach der Kirche als Verkündigungsort der christlichen Botschaft erscheint weit gespannt, so weit, dass die vielen in ihrer jeweiligen Besonderheit darin ihren Ort finden könnten! Diese Hoffnung zu bewahrheiten, dass jeder seinen unveräußerlichen Platz hat, an dem sein Tun sinnvoll und fruchtbar sein kann und den Beweis gleich anzutreten dadurch, dass man Menschen zu ihren besten Möglichkeiten freisetzt, ist eine Gabe des Himmels, die - so im Fall "unserer" Pfarrerin - irdische Früchte zeitigt, es ist eine Gabe, die dem Menschen eine geistige Dimension erschließt, ihn bewegt, zu neuen Ufern aufzubrechen!

 

Auch die Segenshandlung zum Abschied durch Dekan Peetz stellt die fruchtbare Seelsorge als Sorge um das besondere seelische Wohl der Mitmenschen ins Zentrum seiner Würdigung. Seelsorgerisches Engagement, das sich „häufig im Verborgenen zuträgt“ und in der persönlichen Ansprache den Einzelnen zu seinem Besten herausfordert, hat nachhaltige Wirkung für die Gemeinschaft! Es trägt Früchte, die sichtbar, ja sogar hörbar sind wie das Läuten der Glocken, die Renovierung des Gotteshauses, die gemeinsamen Märkte, verschiedenste Theater-, Musik-, Ausstellungsaktivitäten .... und so ließe sich die Reihe der Initiativen fortsetzen, die ganz entscheidend dem dörfischen Leben über 23 Jahre fruchtbaren Wirkens hinweg Gestalt, Charakter, aber auch Gehalt, Orientierung gegeben haben, Grund für eine tiefe Dankbarkeit, die in der langen Reihe von Grußworten aus berufenem Munde mit anderen Belichtungen, aber in demselben Sinne bewegend und bewegt zum Ausdruck gebracht wird. Hat schon der gesungene „Irische Reisesegen“, „Möge die Straße uns zusammenführen...“ darauf verwiesen, dass nur das menschliche Miteinander friedvoll zu einem gemeinsamen Ziele führt, so knüpft Beate Wihowski an diesen Gedanken mit einer persönlichen Dankesadresse an besonders verdiente langjährige Wegbegleiter(innen) und Mitstreiter(innen) an, ohne deren vielfältigste Unterstützung der Gemeindearbeit die „Marketenderin Gottes“, wie der Bürgermeister die Pfarrerin so treffend kennzeichnete, ihrem Herzensanliegen nicht so erfolgreich hätte nachkommen können.

 

Zum Schluss dankt sie allen, dass ihre ganz persönliche Begegnungsgeschichte mit „ihrer“ Gemeinde sich so zugetragen hat wie die Begegnung zwischen dem Fuchs und dem „Kleinen Prinzen“ in dem so benannten Buch, der letzteren lehrt, was es meint, „sich etwas vertraut zu machen“. Nachdem der Kleine Prinz durch den Fuchs das Geheimnis der Freundschaft und Liebe erfahren hat, verlässt er zwar seinen lehrreichen Freund, um seinen Weg andernorts fortzusetzen, aber er verlässt ihn als ein Anderer, Wissender, äußerlich auf sich gestellt, aber innerlich gestärkt und bereichert durch die Erfahrung der Freundschaft.

 

So erging es auch uns, den Teilnehmern dieses Gottesdienstes: Man ging aus dieser sehr würdigen Abschiedsfeier  anders, als man gekommen war, dem „Sonnenaufgangsmenschen“ ein wenig nähergekommen!

 

Dafür gilt unser besonderer Dank!

Andachten-Podcast "Kurz&Gut"